Das Projekt „Bag Mohajer“ gibt es seit 2010 und wurde in einer Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge auf der Insel Lesbos in Griechenland gegründet. In dem Projekt nähen Geflüchtete Taschen aus den Schlauchbooten und den Schwimmwesten mit denen sie übers Mittelmeer nach Griechenland gekommen sind. Mittlerweile befindet sich die Nähwerkstatt in Athen. Die Miete für die Nähwerkstatt wird über Spenden finanziert.

Die Nähwerkstatt ist nicht nur ein Ort an dem sich geflüchtete Menschen kreativ entfalten können und Taschen nähen, sondern auch ein Ort des Rückzugs, des Austausches, der Sicherheit und des Wohlfühlens. Die kreative Beschäftigung lässt sie wenigstens für ein paar Stunden am Tag Ihre Probleme vergessen und erlaubt es Ihnen sich dem oftmals perspektivlosen Alltag zu entziehen.

Die Schlauchboote und Schwimmwesten, aus denen die Taschen gemacht werden, werden gemeinsam von Lesbos nach Athen gebracht. Diese Reise auf die Insel ist für die meisten eine Reise zurück an die Grenze, an der sie vor Monaten oder Jahren das erste mal Europa betreten haben. „Dies allein ist immer schon ein sehr besonderer und wichtiger Moment den wir gemeinsam Teilen können. Wir sammeln das Material von den Stränden oder den riesigen „Müllhalden“ auf der Insel ein. Dabei wird Bag Moher werden wir auch von lokalen Gruppen unterstützt, welche uns sowohl Material aufheben als auch zusenden,“ so Ruby vom Bag Mohajer Team.

Die fertigen Taschen werden über Solidaritätsstrukturen wie z.B. auf  Veranstaltungen und Konferenzen, Festivals und in einem Berliner Laden. Der Erlös geht zu 100% an die Schneider/innen. Da der Verkauf der Taschen in Griechenland aufgrund der prekären wirtschaftlichen Lage vieler kaum möglich ist, werden sie vor allem in Deutschland verkauft. Mittlerweile sind viele der ehemaligen Schneider/innen oder deren Freunde und Unterstützer/innen in Deutschland und helfen beim Verkauf. Das über Jahre aufgebaute Solidaritätsnetzwerk besteht dabei hauptsächlich aus Geflüchteten. Dies hat nicht zuletzt auch damit zu tun, dass sie am besten wissen wie schwierig die Situation in Griechenland ist und welche Ausdauer und Kraft der perspektivlose Alltag dort erfordert.

Bis vor einem Jahr war das Projekt noch sehr klein und kam mit zwei Nähmaschinen und kleinen Räumlichkeiten aus. Seit sich die Situation in Griechenland insbesondere seit der Grenzschließung so verändert hat und so viele Menschen dort festsitzen, ist der Bedarf an dem Projekt mitzuwirken sehr gestiegen. Daher wurde ein größerer Raum angemietet und weitere Nähmaschinen angeschafft.